Ibn-Rushd-Goethe-Moschee schließt

Schon vor einigen Wochen gab die Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in der Otto­straße bekannt, dass sie vorläufig schließen wird. Ende dieser Woche wird die Schlie­ßung der libe­ralen Moschee nun voll­zogen. Dies ist ein sehr großer Verlust, nicht nur für Muslime, sondern auch für die Gesell­schaft.

Grund der Schlie­ßung ist eine anhal­tende Gefähr­dung durch musli­mi­sche Fana­tiker, die offenbar einen Anschlag auf die Räume geplant haben. Die Grün­derin und Leiterin der Moschee, die Anwältin und Frau­en­recht­lerin Seyran Ateş, lebt bereits seit mehreren Jahren unter Poli­zei­schutz.
Die Ibn-Rushd-Goethe-Moschee ist der einzige Ort, in der Frauen, Männer und queere Moslems gleich­be­rech­tigt beten und sich in einem isla­mi­schen Umfeld austau­schen konnten. Frauen müssen sich nicht verschleiern und dürfen auch als Vorbe­te­rinnen fungieren.

All die Frei­heiten, die die Moschee in den vergan­genen sechs Jahren Muslimen ermög­licht hat, sind nun erstmal vorbei. Mögli­cher­weise dauer­haft, auch wenn die Schlie­ßung erstmal für ein Jahr geplant ist.
Zwar wird ein Teil des Ange­bots ins Internet verla­gert, dies ist aber nur sehr begrenzt möglich. Der direkte Kontakt, der gerade queeren Muslimen wichtig ist, wird durch die Schlie­ßung prak­tisch verhin­dert. So können zum Beispiel auch die Frei­tags­ge­bete nicht mehr vor Ort statt­finden.

Die IS-Terro­risten, die einen Anschlag geplant hatten, sind mitt­ler­weile in Haft. Doch die Moschee und auch die Polizei geht nicht davon aus, dass sich die Bedro­hungs­lage dadurch entspannt hat. Belei­di­gungen und Mord­dro­hungen gegen Mitar­bei­te­rInnen hat es schon von Anfang an gegeben.
Diese nahmen seit dem Massaker der Hamas in Israel am 7. Oktober noch zu, weil sich die Moschee dagegen posi­tio­niert hat. Auch nach dem Brand­an­schlag auf die Ausstel­lung des Vereins Sie waren Nach­barn über jüdi­sches Leben in Moabit soli­da­ri­sierte sich die Moschee mit dem Verein.

Es bleibt zu hoffen, dass die Ibn-Rushd-Goethe-Moschee in einem Jahr wieder die Möglich­keit sieht, zu öffnen. Ansonsten wäre dies ein großer Verlust für die Muslime und die offene Gesell­schaft. Und auch ein Sieg für die Extre­misten, die dann ihr Ziel erreicht hätten.

www​.ibn​-rushd​-goethe​-moschee​.de

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