Denkmäler

Ein Denkmal kann eine gute Sache sein. Allein der Name – Denk mal – weist bereits auf die Funk­tion hin, Menschen zum Denken, zum Nach­denken zu animieren. Meis­tens beziehen sich Denk­mäler auf vergan­gene Vorkomm­nisse oder Menschen, die diese geprägt haben. Und oft werden sie sehr unter­schied­lich beur­teilt. So war es im Sommer 2020, als an der Ecke Bremer und Birken­straße das Denkmal für die „Trost­frauen“ aufge­stellt wurde. Eine Korea-Initia­tive erin­nerte damit an die Zwangs­pro­sti­tu­tion im Zweiten Welt­krieg am Beispiel der japa­ni­schen Armee. Etwa 200.000 Mädchen und Frauen waren die Opfer.

Eben­falls an den Krieg, bzw. das Militär erin­nern noch Denk­mäler in der Zille-Sied­lung. Hier steht ein mili­tä­ri­scher Gedenk­stein an zentraler Stelle. Gleich­zeitig wurden aber in den 1980er Jahren mehrere kriti­sche Denk­mäler im Viertel aufge­stellt, die sich darauf beziehen.

Gleich daneben, im Fritz-Schloß-Park, wird ein stei­nerner Würfel von den meisten Spazier­gän­gern igno­riert. Er weist darauf hin, dass der Park und sein Hügel nach dem Krieg von den Trüm­mer­frauen aufge­schüttet wurden.

An die gleiche Zeit erin­nert das beein­dru­ckende Denkmal in der Levet­zow­straße. Dort stand an der Ecke zur Jagow­straße eine der größten Synagogen Berlins. Sie wurde von den Nazis zum Sammel­lager für die Juden umfunk­tio­niert, die dann in die Konzen­tra­ti­ons­lager depor­tiert und dort ermordet wurden. Das Denkmal mit der stili­sierten Gruppe Menschen, die gefes­selt in einen Güter­waggon drängen, die große Flam­men­wand mit den Daten der Depor­ta­ti­ons­züge, die Boden­re­liefs mit Bildern der dama­ligen Berliner Synagogen – all dies ist ein beein­dru­ckendes Mahnmal. Was weniger auffällt ist, dass die Bepflan­zung des dahin­ter­lie­genden Spiel­platzes die Außen­mauern der Synagoge nach­zeichnet und dass die im Boden einge­las­senen Schienen zum ersten Gedenkort führen, der nach dem Krieg einge­richtet wurde. Seit 2020 prangt an der Brand­mauer direkt neben dem Denkmal ein Wand­bild von Anna Schu­bert, es zeigt stili­siert die Eingangs­säulen der Synagoge.

Kein Denkmal im übli­chen Sinne, aber ein Gedenkort, sind die 20 Bäume an der Ellen-Epstein-Straße. Zwischen Discounter und Baumarkt markieren sie seit Juni 2017 das andere Ende des Depor­ta­ti­ons­wegs. An dieser Stelle lagen drei Gleise, auf denen die Züge in die Konzen­tra­ti­ons­lager und Ghettos abfuhren.

Am Magnus-Hirsch­feld-Ufer dagegen wachsen metal­lene Blumen in den Himmel. Sie sind das Denkmal für die erste homo­se­xu­elle Eman­zi­pa­ti­ons­be­we­gung. Hirsch­felds Institut an der Spree war eines der ersten, die von den Nazis geschlossen und zerstört wurden.

Weniger einfalls­reich ist der bron­zene Kopf, der im Carl-von-Ossietzky-Park Alt-Moabit an seinen Namens­geber erin­nert. Weitere Köpfe findet man auf dem ehema­ligen Bolle-Gelände, in der „Straße der Erin­ne­rung“. Dort werden elf Persön­lich­keiten aus Wissen­schaft, Kultur und Politik geehrt, die „Großes geleistet und für Frei­heit und Menschen­würde einge­treten sind.“ Die Auswahl mutet etwas beliebig an und dass einen dort auch der Rechts­beuger Helmut Kohl anschaut, mindert doch den Wert dieser Samm­lung.
Die anderen Persön­lich­keiten sind Albert Einstein, Georg Elser, Ludwig Erhard, Albrecht Haus­hofer, Käthe Koll­witz, Thomas Mann, Ludwig Mies van der Rohe, Edith Stein, Walther Rathenau und Konrad Zuse.

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