Großmarkt Beusselstraße

Großmarkt, 1965

An der Nord­west-Ecke Moabits liegt zwischen Bahn­gleisen, West­ha­fen­kanal, Char­lot­ten­burger Verbin­dungs­kanal, Auto­bahn und West­hafen eine eigene Stadt: Der Berliner Groß­markt an der Beus­sel­straße. Und auch wenn dieser Standort nicht so alt ist, begann die Geschichte des Marktes bereits im 19. Jahr­hun­dert. Damals betrieb die Gesell­schaft in Berlin elf Markt­hallen. Mit einer Ausnahme befanden sie sich alle auf dem Gebiet der heutigen Bezirke Mitte und Kreuz­berg-Fried­richs­hain. Sitz der Gesell­schaft war an der Zentralen Markt­halle am Alex­an­der­platz, die wie die meisten der Hallen im Krieg zerstört wurde.

1949 öffnete der Groß­markt dann erst in Mari­en­dorf und zog 1965 auf das heutige Gelände an der Beus­sel­straße. In den Folge­jahren wurde er immer mehr ausge­baut. Es entstanden neue Hallen und Verwal­tungs­ge­bäude, der Obst- und Gemü­se­markt, der Fleisch­groß­markt. 1975 kam der Neubau der „Deut­schen See“ dazu, 1987 eine neue Halle des Frucht­hofs. Dieser Fruchthof ist seit Anfang an zentraler Punkt inner­halb des Groß­marktes.

Seit 2010 gibt es auf dem Gelände einen weiteren Bereich, den Blumen­groß­markt. Er befand sich ursprüng­lich 88 Jahre lang in Kreuz­berg an der Linden­straße. Heute gehört die alte Halle zum Jüdi­schen Museum, das sich gleich auf der gegen­über­lie­genden Stra­ßen­seite befindet.

Vom Berliner Groß­markt aus werden nicht nur unzäh­lige Geschäfte inner­halb der Stadt belie­fert, sondern auch Bran­den­burg und Teile von Meck­len­burg-Vorpom­mern. Die Gesell­schaft betreibt zudem auch wieder zwei Markt­hallen, darunter die Armi­ni­us­halle in Moabit.

Auf 320.000 Quadrat­me­tern beher­bergt der Groß­markt etwa 300 Handels­firmen, 2.500 Menschen arbeiten hier. Deren Arbeits­zeit beginnt teil­weise schon um 2 Uhr in der Nacht, erst im Frucht­markt, um 4 Uhr folgt der Blumen­groß­markt, um 6 Uhr der Fleisch- und Fisch­markt. LKWs bringen ihre Ladung rund um die Uhr, für sie gibt es sogar eine eigene Wasch­an­lage. Zwar exis­tiert noch ein einzelnes Gleis mit direkter Verbin­dung zum West­hafen, aber darüber werden längst keine Waren mehr ange­lie­fert.

Doch der Groß­markt besteht nicht nur aus den großen Hallen, in denen die Einzel­händler einkaufen. Es gibt eine ganze Reihe von zusätz­li­chen Firmen, die das Gewerbe mit am Laufen halten, wie Steu­er­be­rater, Caterer, Logis­tik­firmen und Spedi­tionen. Auch die Berliner Tafel hat hier ihren Sitz.

Die Groß­markt­be­treiber betonen, dass ihnen ein nach­hal­tiger Umgang mit Energie wichtig ist. Deshalb die Umstel­lung auf Ökostrom, Moder­ni­sie­rung der Kälte- und Wärme­ver­sor­gung der einzelnen Hallen, Instal­lie­rung einer Solar­strom­an­lage. Auch sollen die Fahr­zeuge durch Elek­tro­autos ersetzt werden.

Wie so viele Orte in Berlin, hat auch dieser eine fins­tere Vergan­gen­heit. In der zweiten Hälfte der NS-Zeit befanden sich auf dem Gelände Zwangs­ar­bei­ter­lager verschie­dener Indus­trie­be­triebe der Umge­bung. Vor allem Tele­funken, Siemens & Halske sowie Ludwig Loewe haben hier mindes­tens 2.200 Menschen unter­ge­bracht, teil­weise unter freiem Himmel. Sie fanden während der Bombar­die­rungen Berlins keinen Schutz, viele von ihnen wurden getötet.

Foto: Fruchthof Berlin, CC-BY-SA 4.0

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